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Biosphärenpark Wienerwald?

Theorie und Praxis

Am 29.8.2006 wurde von den Landeshauptleuten Pröll und Häupl die Vereinbarung zum Biosphärenpark Wienerwald unterzeichnet. Pröll sprach dabei von einem historischen Augenblick im Interesse beider Bundesländer. Die Wienerwalddeklaration und die UNESCO Anerkennung seien die Grundlage, um den Biosphärepark so zu entwickeln, dass er auch von der Bevölkerung vor Ort mitgetragen werden kann. In Niederösterreich betreffen dies 51 Gemeinden mit 200.000 Einwohnern. Für Häupl war die Vereinbarung ebenso wichtig weil keine anderen Millionenstadt sowohl einen Nationalpark im Osten, als auch einen Biosphärepark im Westen besitzt. Soweit die Theorie und die politischen Willenserklärungen.
Wenn es darum geht, wirtschaftliche Interessen und Umweltbedenken
in einem sinnvollen Verhältnis umzusetzen, sieht die Realität anders aus. Das Monsterprojekt auf den Perlmoosergründen mit 450 Wohneinheiten ist lediglich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten geplant worden.
Dabei gäbe es in Wien bereits ein Beispiel, wo Umwelt und Naturschutz sehr wohl berücksichtigt wurden, nämlich die so genannten Steinhofgründe. Auf
diesem Areal am Rande des Wienerwaldes sollten ursprünglich 600 Wohneinheiten errichtet werden. Nunmehr sind 400 geplant, allerdings gelingt es Bürgerinitiativen bereits seit fast 30 Jahren den Baubeginn zu verzögern. Immer wieder werden berechtigte Einwände vorgebracht, so dass die Wiener
Kommunalpolitik gezwungen ist, die Realisierung des Projektes zu verschieben.
Bei den Perlmoosergründen gehen die Uhren anders. Hier wird mit atemberaubender Geschwindigkeit ein Monsterprojekt ohne Rücksicht auf die
fehlende Infrastruktur sowie die ungelösten Verkehrsproblematik durchgezogen. Es ist zu hoffen, dass der massive Bürgerprotest sowohl in Rodaun als auch in den Nachbargemeinden, vor allem in Kaltenleutgeben, die Verantwortlichen
Wiener Stadtpolitiker zum Nachdenken bewegen kann.
Oder ist den politisch Verantwortlichen die Lebensqualität im Süden Wiens weniger Wert als im Westen?
Kaltenleutgeben hat seine Hausaufgaben zum Teil schon gemacht und Bauland in Grünland rückgewidmet. Was noch fehlt ist ein Baustopp, um eine gesamtheitliche Lösung der Raumordnung für den Bereich südlicher Wienerwald umsetzten zu können. Denn der Wiener Vorwurf, wir Niederösterreicher sind gegen alle Wiener Projekte, bauen aber selbst munter weiter, ist nicht von der Hand zu weisen. Daher müssen wir in Kaltenleutgeben auch unsere Großprojekte im Westen des Ortes vorerst so lange stoppen, bis ein Gesamtkonzept vorliegt. GGR Dr. Johann Schadwasser

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